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unterhaltend, wie kein anderer Maler. Dazu ist die Dresdener Galerie vor Allem reich an seinen Meisterwerken. Seine Pferde sind meisterhaft gezeichnet und kommen in allen möglichen Stellungen und Wendungen vor. Da er zum Mittelpuncte seiner Bilder gern einen Schimmel nimmt, so kann man füglich eine willkürliche Geschichte dazu erfinden, welche den Betrachter wie an einem Ariadnefaden durch seine Bildergalerie führt.

Hier reitet Junker Hans in rothem Mantel auf dem Schimmel am Nordseestrande in die Welt hinein, dort fragt er eine Wäscherin um den rechten Weg, bald kommt er zu einer Wiedertäuferpredigt im Freien, auf einem anderen Bilde nimmt er zärtlichen Abschied von der Wirthstochter, denn er hat sich von den Kaiserlichen anwerben lassen, jetzt steht er in

Wallenstein’s Lager.

Da ist ein luftiges Markedenterzelt mit wehenden Fahnen, hoch vorn auf der Zeltstange das grüne Reis, darunter ein Kranz aufgehängt. Vor dem Zelte hat die flinke Markedenterin dem Carabinier zu Pferde ein Gläsel Melnecker eingeschenkt. Im Vordergrunde sitzen und knieen Landsknechte und spielen. Aber wo ist Junker Hans? Lachend steht er neben seinen beiden Pferden, dem Schimmel und dem Braunen, welche aus einer Krippe fressen, den rechten Arm aufgestemmt, in die tolle Lagerwirthschaft hineinschauend.

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Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1844, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Dresdener_Gem%C3%A4lde-Galerie_(Mosen).pdf/169&oldid=- (Version vom 31.7.2018)