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Medicin studiren, Neigung und Talent führten ihn aber zur Malerei, wo er sich Terburg zum Vorbild nahm und Conversationsstücke malte. Er kleidete seine Damen gern in weißen Sammet, den er sehr schön zu malen verstand. Die Kunst hatte bereits zu seiner Zeit immermehr sich mit technischer Fertigkeit geltend zu machen gesucht. Selbst Caspar Netscher neigt sich zum Rococo der kalten Eleganz hin. Ausgezeichnet ist er dabei in delicater Behandlung seiner Farben und in der entschiedenen Beleuchtung seiner Bilder. Wir finden hier eine schöne Auswahl derselben, welche uns den Meister in seiner Vollendung kennen lernen.

Der Künstler selbst.

Netscher mit reichherabwallendem Haupthaar, in schwarzsammetnem, kurzärmeligen Burnus, welcher das feine, reich vorbauschende Hemde um die Armgelenke sehen läßt, sitzt hier, nachdenkend den Kopf in die linke Hand gestützt, in der anderen Hand die Schreibfeder, vielleicht im Begriffe, einen Liebesbrief zu stylisiren. Sein Gesicht ist fein, gebildet und vornehm wie seine Manier in der Malerei. Vielleicht sehen wir den Gegenstand seiner Flamme bei der

Morgentoilette.

Uns zugekehrt sitzt das Fräulein in ihrem Zimmer. Sie trägt über das gelbseidene Kleid den reichen, rothseidenen Morgenüberwurf. Das prächtige

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Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1844, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Dresdener_Gem%C3%A4lde-Galerie_(Mosen).pdf/189&oldid=- (Version vom 31.7.2018)