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Anonym: Edda

31
Da saß er geborgen   in der Bucht am Abend;

Die schmucken Schiffe   schoßen dahin.
Aber Granmars Söhne   von Swarinshügel
Erspähten sein Volk   mit feindlichem Sinn.

32
Da fragte Gudmund,   der Gottgeborne:

„Wie heißt der Herzog,   der dem Heer gebeut,
Dieß furchtbare Volk   uns führt zu Land?“

33
Sinfiötli versetzte,   und schlug am Rah

Ein rothes Schild auf,   des Rand war von Gold.
Er war ein Sundwart,   der sprechen konnte
Und Worte wechseln   mit werthen Männern:

34
„Sag das am Abend,   wenn du Schweine fütterst

Und eure Hunde   zur Atzung lockst:
Die Ülfinge seien   von Osten gekommen,
Des Kampf begierig   vor Gnipalundr.

35
„Hier wird Hödbroddr   den Helgi finden,

Den fluchtträgen Fürsten,   in der Flotte Mitten.
Oftmals hat er   Aare gesättigt,
Weil du in der Mühle   Mägde küsstest.“


Gudmundr.
36
Nicht folgst du, Fürst,   der Vorzeit Lehren,

Da du die Edlinge   mit Unrecht verrufst.
Du hast im Walde   mit Wölfen geschwelgt,
Hast deinen Brüdern   den Tod gebracht.
Oft sogst du mit eisigem   Athem Wunden,
Bargst allverhaßt   dich im Gebüsch.


Sinfiötli.
37
Du warst ein Zauberweib   auf Warinsey,

Ein luchslistiges!   Du logst auf den Haufen.
Keinen Mann, meintest du,   möchtest du haben
Von allen im Eisen   außer Sinfiötli.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/154&oldid=- (Version vom 31.7.2018)