Anonym: Edda | |
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Helgis Hand zog sie ans Herz,
Grüßte und küsste den König unterm Helme.
Die längst schon hold war von ganzem Herzen
Dem Sohne Sigmunds eh er sie gesehn.
Doch einen Andern zur Ehe wollt ich.
Nun fürcht ich, Fürst, der Freunde Zorn:
Den alten Wunsch vereitelt ich dem Vater.“
Helgis Huld, sprach sie, müße sie haben.
Noch dem Unwillen deiner Verwandten.
Du sollst, junge Maid, mit Mir nun leben:
Du bist edler Abkunft, das ist mir gewiss.
Helgi sammelte da ein großes Schiffsheer und fuhr gen Frekastein. Aber auf dem Meere traf sie ein männerverderbliches Unwetter. Blitze fuhren über sie hin und Wetterstralen schlugen in die Schiffe. Da sahen sie in der Luft neun Walküren reiten und erkannten Sigrun. Alsbald legte sich der Sturm und glücklich kamen sie ans Land. Granmars Söhne saßen auf einem Berge, da die Schiffe zu Lande segelten. Gudmund sprang aufs Pferd und ritt auf Kundschaft von dem Berge nach dem Meere. Da zogen die Wölsungen die Segel nieder. Aber Gudmund sprach wie zuvor geschrieben ist im Helgiliede:
Wie heißt der Herzog, der dem Heere gebeut,
Dieß furchtbare Volk zu Land uns führt?
Dieß sprach Gudmund, Granmars Sohn:
Die goldne Kriegsfahne am Steven entfaltet?
Nicht deutet auf Frieden das Borderschiff.
Waffenröthe umstralt die Wikinge.
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/161&oldid=- (Version vom 31.7.2018)