Anonym: Edda | |
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empfingst, heißt Antwara-Naut, und glaub ich nicht, daß ihn Gunnar auf Gnitahaide geholt habe. Da schwieg Brynhild und ging heim. Darauf reizte sie Gunnar und Högni, Sigurd zu tödten; aber weil sie dem Sigurd Brüderschaft geschworen hatten, stifteten sie ihren Bruder Gutthorm dazu an. Der durchbohrte Sigurd im Schlafe mit dem Schwerte, und als Sigurd die Wunde empfangen hatte, warf er sein Schwert Gram nach ihm und das schnitt ihn in der Mitte durch. Da fiel Sigurd und sein dreijähriger Sohn Sigmund, den sie auch tödteten. Darauf durchstieß sich Brynhild mit dem Schwert und ward mit Sigurd verbrannt. Aber Gunnar und Högni nahmen da Fafnirs Erbe und Andwaranaut und beherschten nun die Lande.
König Atli, Budlis Sohn, Brynhildens Bruder, nahm da Gudrun zur Ehe, die Sigurd gehabt hatte, und gewannen sie Kinder. König Atli lud Gunnar und Högni zu sich und diese fuhren zu seinem Gastgebot. Eh sie aber von Hause fuhren, verbargen sie das Gold, Fafnirs Erbe, im Rhein, und ward dieß Gold niemals seitdem gefunden. Aber König Atli hatte ein Heer versammelt, womit er Gunnar und Högni überfiel. Sie wurden gefangen genommen und König Atli ließ dem Högni das Herz lebendig ausschneiden und war das sein Tod. Gunnarn ließ er in den Schlangenhof werfen; aber heimlich ward ihm eine Harfe gebracht, die er mit den Zehen schlug, weil ihm die Hände gebunden waren, daß alle Schlangen einschliefen bis auf eine Natter, die gegen ihn lief und ihn in die Brust biß, und dann den Kopf in die Wunde steckte und sich an seine Leber hing bis er todt war. Gunnar und Högni wurden Niflungen genannt oder Giukungen: darum heißt das Gold der Niflungen Hort oder Erbe. Bald darauf tödtete Gudrun ihre beiden Söhne und ließ aus ihren Schädeln mit Gold und Silber Trinkgeschirre machen. Darauf ward der Niflungen Leichenfeier begangen. Bei diesem Gelage ließ Gudrun dem König Atli in diese Trinkgeschirre Meth schenken, der mit dem Blut der Jünglinge gemischt war; ihre Herzen aber ließ sie braten und gab sie dem Könige zu eßen. Und als das geschehen war, sagte sie es ihm selbst mit vielen unholden Worten. Es fehlte da nicht an kräftigem Meth, so daß die meisten Leute schliefen, die da saßen. In der Nacht aber ging sie zu dem König, als er entschlafen war, und mit ihr Högnis Sohn. Sie tödteten ihn und also ließ er das Leben. Darauf warfen sie Feuer in die Halle und verbrannten alles Volk, das darinne war. Dann ging sie an die See und sprang ins Meer, und wollte sich ertränken. Aber sie ward über die Bucht getragen und kam an das Land, das König Jonakur besaß.
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/319&oldid=- (Version vom 31.7.2018)