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gewahrte ich dann – ein rotes Käppi mit Sturmriemen! Es lag auf der Erde, die von mehreren Kamelhufen zerstampft war.

Im Augenblick wußte ich, was geschehen. Ich gab meinem Falben – es geschah so selten! – ein wenig die Sporen zu fühlen, raste nun auf den bald sich zu einer geschlossenen Fährte vereinigenden Spuren der fremden Reiter, die unseren Kleinen offenbar entführt hatten, dahin, kam so in ein Seitental, bald auf eine Dünenkuppe und – erblickte nun, bereits einen guten Kilometer entfernt, vier Kamelreiter, die nach Westen zu flüchteten. Sie mußten außerordentlich schnelle Tiere besitzen, denn nur so war es zu erklären, daß sie bereits einen solchen Vorsprung gewonnen hatten. Obwohl ich mir nun sagte, daß mein Pferd sie kaum einholen könnte, wollte ich doch wenigstens den Versuch machen, Augustus aus dieser Patsche sofort zu befreien. Ich merkte mir genau die Richtung, in der die Beduinen entflohen waren, kehrte eiligst zu Ibrahim zurück und berichtete ihm das soeben Erlebte. Dann fügte ich hinzu:

„Ohne Zweifel gehören die vier Leute, die unseren Augustus fortgeschleppt haben, zu einer größeren Abteilung, die irgendwo dort im Westen lagert. Wir werden uns nun trennen, nachdem wir für Dich einen anderen geeigneten Rastort weiter nach Süden zu ausgesucht haben, wo Du auf mich wartest. Richte ich jetzt nichts aus, so wollen wir nachher gemeinsam nochmals zusehen, ob wir Augustus helfen können. Werde ich aber etwa abgefaßt, so bist Du noch immer da, der die Scharte auswetzen kann. Es ist also besser, ich reite zunächst den Beduinen allein nach.“

Ibrahim machte gegen diesen Vorschlag allerlei Einwendungen. Ich blieb jedoch fest. Ich wollte ihm nicht sagen, daß ich ihn bei einem Unternehmen wie diesem, wo alles auf größte Vorsicht und klügste Ausnutzung der jeweiligen Umstände ankam, nicht brauchen könnte.

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/109&oldid=- (Version vom 31.7.2018)