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Rischa und zwei schlanke, dunkelhäutige Tuareg[* 1] bei uns, befühlten unsere Muskeln, schauten uns in den Mund und tauschten Bemerkungen aus, die ich nicht verstand. Der Berber erklärte nun, indem er das Wort an mich richtete, in seinem miserablen Französisch: „Ihr werdet als Sklaven nach Kiborri verkauft! Die fünf Banditen sind schon unterwegs dorthin. – Nur Du –“ und jetzt hatte er sich dem angeblichen Grafen Steltra zugewandt, und seine Stimme war schneidend und unheilverkündend – „Du bleibst hier, während die anderen morgens weggeschleppt werden.“

Dann waren wir wieder allein.

Nun wußten wir ja, wo die gefangenen Briganten hingeraten waren! Als Sklaven verkauft! Und dasselbe Schicksal stand uns bevor! Wo und was Kiborri war, das Ulmed Rischa soeben erwähnt hatte, wußte ich nicht. Ich wußte nur, daß der von den Kulturmächten angeblich längst unterdrückte Sklavenhandel in den entlegenen Gebieten Afrikas ruhig fortbestand und daß besonders die Tuareg in ihren versteckten Dörfern sich auch weiße Sklaven hielten, die sie teuer bezahlen und deren Intelligenz sie nach Kräften ausnutzen sollten, so besonders um technische und andere Künste des Abendlandes bei sich einzuführen. Augustus hatte mir hierüber so manches erzählt.

Also Sklaven der Tuareg. Und schon am Morgen sollten wir fortgebracht werden! Das waren schlechte Aussichten.




  1. Tuareg (Singular Targi), wichtigster und größter Berberstamm der Sahara, nennen sich selbst Imoscharh; schöner, kriegerischer Menschenschlag; tragen als besonderes Kennzeichen das Litham, ein nur die Augen freilassendes Gesichtstuch; fanatische Mohammedaner, mordlustig und treulos.
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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/129&oldid=- (Version vom 31.7.2018)