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ein flaches, sehr langes Korn – und erkannte hieran meinen Stutzen.

Da – in nächster Nähe jetzt das Gebrüll des Königs der Tiere, – so nahe, daß es im Augenblick in den Zelten lebendig wurde. Rufen, Geschrei, Hundegeheul, – jetzt sogar zwei Schüsse, – all das drang in wenigen Sekunden an mein entsetztes Ohr. Zurück also – schleunigst, – aber den Stutzen nahm ich mit, – zurück unter die Bäume, hin zu den Palmen.

Kein Ibrahim, kein Augustus! Nur die drei Edlen standen noch gefesselt da. Ich hatte kein Messer, versuchte zuerst den langen Dunnleit loszuknüpfen. Da packte mich jemand bei der Schulter. Es war Augustus.

„Fort von hier! Mann – sind Sie nicht ganz bei Trost, daß Sie sich noch um die Kerle kümmern!“

Da begann der angebliche Graf Steltra zu brüllen – deutsch natürlich:

„Hierher – hierher – sie reißen aus, die Schufte, – hierher!“

Wir rannten nach Westen zu, wo die Oase sich als dichter Buschstreifen weiter fortsetzte. Wir rannten, während hinter uns ein Geknatter sich erhob wie von einem Infanteriegefecht.

Trotz seiner kurzen X-Beine war Augustus ein Stück voraus. Die Büsche standen sehr dünn, in weiten Zwischenräumen. Ibrahim überholte mich, rief mir zu:

„Sidi, halte sie uns vom Leibe mit dem Stutzen! Dort sind sie schon – die Tuareg.“

Ich schaute mich um. Die hellen Mäntel, das Mondlicht, – das gab gute Ziele ab. Es ging nicht anders. Ich mußte schießen. Ich hatte ja da links vor uns weidende Pferde bemerkt. Also war sichere Aussicht auf Rettung vorhanden, wenn ich die langen Kerle verscheuchte. Ich legte an – zum ersten Mal in meinem Leben auf einen Menschen!

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/133&oldid=- (Version vom 31.7.2018)