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den Dung der Tiere und belehrte mich, daß dieser, sowohl der Pferde, Kamele als der des Viehs, gleich frisch war. Die Reiter waren mithin bei der Herde geblieben.

Wir legten dann also gegen elf Uhr unseren Tieren die Sättel wieder auf und trabten weiter. Hier gab es jedoch keine Tierstimmen, die die Nacht belebten. Es war dies die schaurigste Einöde, die ich je durchritten habe. Gerade gegen Morgen trafen wir wieder einmal auf steiniges Gelände, das in Form einer weiten Senkung sich quer über unseren Weg von Ost nach West zu erstreckte. Es gab hier zumeist runde Kiesel in allen Größen, dann eine Menge jener platten pyramidenförmigen Felshügel, die der Beduine „Zeugen“ nennt. Hier boten uns nur die auf dem Boden liegenden Verdauungsstoffe der Tiere einen Anhalt für die Richtung der Fährte. Die Channeks und ihre Begleiter hatten die steinige Senkung nicht überquert, sondern waren ihr nach Westen zu gefolgt. Nach einer Stunde verengerte sich die breite Mulde, die Ränder wurden felsig und steiler, bis sie so dicht zusammentraten, daß zwischen ihnen kaum drei Meter freier Raum blieb. Es war der reine Kanon, wenn auch nur etwa zehn Meter hoch. Die Herde war hier ohne Zweifel entlanggekommen.

Ich gebe zu, daß wir beide in einem mir nachher geradezu unbegreiflichen Sicherheitsgefühl - es war schon mehr Leichtsinn! – in diesen vielfach gekrümmten Engpaß uns hineingewagt hatten. Wir hätten uns doch unbedingt sagen müssen, daß unsere Gegner damit rechnen würden, von uns beiden verfolgt zu werden, allein schon Ibrahims wegen.

Die Strafe für unsere Gedankenlosigkeit blieb dann auch nicht aus. Kaum befanden wir uns etwa drei Minuten in dem engen Kanon, als wir von vorn von der Höhe aus angerufen wurden.

„Halt – keine Bewegung! Auch hinter Euch sind Männer mit Büchsen!“

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/162&oldid=- (Version vom 31.7.2018)