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Sandmassen recht freundlichen Anblick gewährte.

Wir waren wieder nebeneinander an zwei Palmen gefesselt worden. Vor uns hockte ein Channek, ein alter Kerl mit fettigem, langem Bart, der seine Kapuze noch mit Raubtierzähnen benäht hatte. Er war ein Wächter, der sein Amt sehr ernst nahm und kein Auge von uns ließ.

Im Hintergrund der Schlucht weideten außer dem Vieh noch zehn Pferde, fünf Kamele, mein Falber und die magere Flora. Jetzt sahen wir, daß wir es hier nur mit zwölf Channeks zu tun hatten. Die übrigen Reiter hatten sich also wahrscheinlich von der Herde in der steinigen Senkung getrennt, wo dies nicht so leicht zu bemerken war, da ja der Boden keinerlei Spuren annahm.

Unsere Fesselung beschränkte sich jetzt nicht nur auf Arme und Beine. Man hatte uns vielmehr auch Leib und Brust mit Riemen umwunden.

Zu meinem Erstaunen schaute Augustus selbst dann sehr zuversichtlich drein, als der junge Channek zu uns herantrat und uns drohte, wir würden auch nur bei dem geringsten Fluchtversuch erschossen werden.

Mittags brannte mir die Sonne derart ins Gesicht und auf den Nacken, daß große Blasen aufliefen und ich wahre Höllenqualen ausstand. Wir erhielten weder etwas zu essen noch zu trinken. Ich wurde matter und matter. Zeitweise überkam mich eine halbe Ohnmacht. Als Augustus mir einmal leise auf deutsch zurief: „Nur Mut, wir werden bald frei sein,“ schlug ihn der graubärtige Channek mit dem Gewehrkolben vor den Leib und brüllte in einem wunderlichen Gemisch von Französisch und Arabisch:

„Schweig’, Hund, oder ich schneide Dir die Ohren ab! Du wärest nicht der erste, den ich so für immer gezeichnet habe!“

Ohren ab! Unwillkürlich dachte ich da an meine

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/164&oldid=- (Version vom 31.7.2018)