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anzusehen war. Ihre Bewaffnung war gut und fast überreichlich.

Der Gemusterte pflanzte sich mir gegenüber auf und begann nun: „Monsieur, wir haben beschlossen, daß Sie sofort einen Brief an Ihren Freund schreiben sollen. Bezahlt der Professor nicht 5000 Franc Lösegeld binnen sechs Wochen, so werden Sie kalt gemacht. Außerdem werden Sie uns auch sonstige Leute nennen, die ein Interesse daran haben, daß Sie hier nicht spurlos verschwinden – Sie verstehen mich!“

Sechs Wochen! Oh – das war eine lange Zeit. Bis dahin konnte sich vieles ereignen! – Um die Kerle also nicht unnötig zu reizen, tat ich ihnen den Willen. Papier und Bleistift hatte ich in der Tasche. Und ich erfand auch vier Personen in Berlin nebst Adressen, die – Millionäre sein sollten.

Natürlich mußte ich auch an diese sofort nach Diktat des Gemusterten klägliche Bittbriefe schreiben, mich doch ja aus höchster Lebensgefahr durch das geforderte Geldopfer zu befreien.

Zu diesem Zweck hatte man mich losgebunden und an das Feuer gesetzt, mir auch beide Arme freigegeben. Ich habe nie wieder in meinem Leben unter so merkwürdigen Umständen Briefe verfaßt, besser: nach Diktat etwas schreiben müssen.

Diese Arbeit nahm gut eine Stunde in Anspruch.

Dann – hoffte ich fertig zu sein – hoffte! Es war nichts damit! Der Gemusterte diktierte mir nun auch drei weitere Briefe, die ebenso an Leute in Berlin gerichtet waren, – für Zuitenbrook-Rastra!

„Der Herr ist uns zu gefährlich, um ihm beide Arme wie Ihnen frei zu machen,“ erklärte der Gemusterte. „Als wir ihn – er hatte uns zu beschleichen versucht! – fangen wollten, hätte er mit seinem Revolver beinahe zwei von uns erschossen.“

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/85&oldid=- (Version vom 31.7.2018)