er den ganzen Schmelz seiner Empfindungen für Fanny auf ihre vibrierenden Saiten strich. Als er seine hohe Gemahlin bemerkte, beendigte er die empfindungsreiche Piesse mit einer mehr ausdrucksvollen als harmonischen Figur und sah den Sproß des grausam alten Fürstenhauses fragend an.
Der Sproß aber sprach: Nimm, mein Geliebter, hier in dieser Kapsel aus dem Holze des Judasbaumes einige Haare vom Scheitel der heiligen Fringilla, hänge die Kapsel um deinen Hals und trage sie fürderhin auf deiner bloßen Brust.
Was hat sie denn? dachte sich Prinz Flodoard; es herrschen doch nicht die Pocken oder der Typhus in unserer Stadt, und ich bin überdies in der Unfallversicherung! Sprechen aber tat er so: Aus welchem Grunde wünschest du dieses?
– Es ist gut gegen allerlei Anfechtungen, erwiderte mit Betonung und einem eigentümlich bohrenden Blicke die Prinzessin.
Der Prinz hatte eine bange Empfindung,
Otto Julius Bierbaum: Die Haare der heiligen Fringilla. München: Albert Langen, 1904, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Haare_der_heiligen_Fringilla.djvu/018&oldid=- (Version vom 31.7.2018)