– Die helfen gewiß gegen Erkältung, meinte Fanny.
– Nein, sie sollen vielmehr gegen Erwärmung helfen, witzelte Flodoard.
– Haare von einer Heiligen hab’ ich mein Lebtag nicht gesehn; die muß ich mir näher anschau’n, entschied Fanny, hing dem witzigen Herrn die Kapsel ab und ging damit zum offenen Fenster.
Obwohl wir vorhin bemerkt haben, daß es ein schwüler Sommerabend war, als sich alles dieses begab, erhob sich doch plötzlich in den hohen Bäumen des Parkes, nach dem hinaus die Fenster der neugierigen Heroine gingen, ein Wind und entführte („auf seinen Fittichen“ wollen wir sagen, weil es sich um verehrungswürdige Gegenstände handelt) die Haare der heiligen Fringilla in das grünschwarze Dämmericht. Allwissend, wie wir es dank unserer Eigenschaft als epischer Dichter sind, können wir hinzufügen, daß ein junger Spatz, der eben sein erstes Verhältnis mit einer fast noch weichschnäbeligen Spätzin hatte und sich in einem
Otto Julius Bierbaum: Die Haare der heiligen Fringilla. München: Albert Langen, 1904, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Haare_der_heiligen_Fringilla.djvu/022&oldid=- (Version vom 31.7.2018)