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An diesem Tage wurde Pater Ivo zu früherer Stunde als je ins Schloß berufen. Prinzessin Eulalia empfing ihn mit allen Anzeichen feierlicher Gehobenheit. Und sie sprach: Mein teurer Pater, ich glaube, daß die Gnade bei uns eingekehrt ist.

– Sie kehrt bei allen ein, die rechten Sinnes sind, antwortete der fromme Greis. Aber: wieso?

– Seht her, antwortete die Prinzessin, – die Haare der heiligen Fringilla haben Locken bekommen!

– O! rief der Pater aus, o! o! o! Wie heiß muß die Brust des Prinzen sein!

Die Prinzessin nahm einen strengen Ausdruck an: Wie? So weltlich erklärt ihr dies? Und selbst, wenn es die Brust meines Gatten gewesen wäre, die dies vermocht hat, – wäre es nicht ein Wunder? Schlichte Haare, die zu Locken werden, ohne daß man sie wickelt oder brennt?!

– Ja, es ist ein Wunder! entschied der Mönch, der sich seiner rationalistischen Anwandlung schämte.

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Otto Julius Bierbaum: Die Haare der heiligen Fringilla. München: Albert Langen, 1904, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Haare_der_heiligen_Fringilla.djvu/026&oldid=- (Version vom 31.7.2018)