Überdies war Willem selber einfach eine schwarze Perle. Daß er, was seines Amtes war, ordentlich besorgte, war noch das Wenigste. Aber was tat er nicht alles noch! Er erzählte sowohl von Afrika, wo er ein Prinz gewesen, wie von Berlin, wo er den Rang eines Gefreiten in der Armee eingenommen hatte. Er imitierte das Brüllen von Elefanten und das Kommandieren von Gardeleutnants. Er tanzte Bauch und marschierte Stechschritt. Er entwarf Bilder aus dem Liebesleben in der trauten Negerhütte Kameruns wie in den Berliner Amorsälen (wo er auch Portier gewesen war). So gewann er sich die Herzen aller, – nur die Frauen hörten nicht auf, sich über ihn zu entsetzen. Selbst wenn er Liebeslieder zur Mandoline sang, mit so verdrehten Augen, daß nur das Weiße von ihnen zu sehen war, und mit einem Tremolo, daß ein Nashorn darüber sentimental werden konnte (wobei er selber zähnefletschend ins Schluchzen kam), – selbst dann hörten sie wohl atemlos zu, aber nur, um am Ende zu erklären, das sei doch eigentlich
Otto Julius Bierbaum: Die Haare der heiligen Fringilla. München: Albert Langen, 1904, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Haare_der_heiligen_Fringilla.djvu/039&oldid=- (Version vom 31.7.2018)