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Mundwasser und gurgelt. Darauf putzt er sich die Zähne): Nun komme Tag, daß ich dich küssen kann! (Stellt sich breitbeinig vor einen Spiegel): Emil, Adelsmensch und Kulturträger, – wie siehst du aus!

Ein Angesicht wie Käse,
Die Beine knick und matt, –
Wohl dem, der Aschermittwochs
Keinen Spiegel im Hause hat.

Ob die Marquise heute auch so wie Camembert aussieht?

Ein Camembert, umrahmt von roten Locken,
Es starrt der Blick, und alle Pulse stocken,
Und du erkennst, o Mensch, wenn du bei Sinnen bist,
Vor diesem Bild, daß Aschermittwoch ist.

Es ist doch sehr ein nachdenklicher Tag. Die Insuffizienz aller Genußorgane stabilitiert sich als ein rocher de bronze vor der matschen Seele wie ein gigantisches Ausrufezeichen, und man steht mit einem konfirmandenhaften Gefühle von Betroffenheit da. – Leben, meine süße Geliebte, kannst du mir noch gut sein, da

Empfohlene Zitierweise:
Otto Julius Bierbaum: Die Haare der heiligen Fringilla. München: Albert Langen, 1904, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Haare_der_heiligen_Fringilla.djvu/060&oldid=- (Version vom 8.2.2018)