Herrlichkeit, warum nehmen sich nicht die Starken das Vorrecht dazu, meinetwegen auf Kosten zehnfacher Unfreiheit der Schwachen? Weil die Masse dumpf und stumpf ist von Natur, muß deshalb auch der Klare, Kühne sein Leben dumpf und stumpf machen? Kocht man irgendwo Orangen und Kartoffeln in einen Brei zusammen? Aber dieses nichtswürdige heutige Leben stampft alles in einen Brei, den Vornehmen und den Gemeinen, und je freier sich ein Land heißt, um so frecher übersieht es den Unterschied zwischen Orange und Kartoffel. Lache nicht!
– Ich fuhr aber doch fort, zu lachen, und sprach: O mein adliges Fräulein Orange, was gebärdet Ihr Euch so böse? Bloß, weil es Euch so gut steht? Ach, es ist entzückend, Euch zuzusehen, wie Ihr noch mehr erglüht, immer glühende, aus Zorn über uns Kartoffeln, die wir davon, wenn auch nur in einem flüchtigen Anscheine, vergoldet werden. Wer möchte sich, wo solche Farbeneffekte leuchten, in die graue Wüste der kahlen Logik begeben und Euch
Otto Julius Bierbaum: Die Haare der heiligen Fringilla. München: Albert Langen, 1904, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Haare_der_heiligen_Fringilla.djvu/110&oldid=- (Version vom 31.7.2018)