Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band.djvu/117

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

Kindern, mit denen sie liest, auf einer der langen, offenen Gallerien; dort nimmt sie auch Besuche entgegen und ertheilt ihre Befehle in Betreff der Küche oder der Toilette. Abends versammelt sich der große Familien- und der Freundeskreis auf den Gallerien und im Salon um sie. Da kommen die zwei schönen verheiratheten jungen Frauen mit ihren Männern, die beide Deutsche sind, und der eine von ihnen sehr musikalisch; da kommt der englische Consul, Mr. Crawford, mit seiner schönen jungen Frau, ebenfalls einer Tochter der Mrs. Tolme aus einer früheren Ehe; da ist das verliebte Pärchen, der älteste Sohn des Hauses und seine blühende junge Frau; da ist das neu verlobte Pärchen, Louise Tolme, noch halb Kind, und ihr Bräutigam, ein verliebter und sehr hübscher junger Schotte; da sind die jüngern Söhne und Töchter des Hauses, und der jüngste von ihnen, mein ernsthafter, kleiner Maestro in der spanischen Sprache, der dreizehnjährige Gulio, und die kleine Emmeli, zierlich und graziös, wie wir uns einen Lichtelf denken; da kommen noch andere Freunde des Hauses und man spielt und tanzt und singt; aber der verliebte Bräutigam sitzt neben seiner jungen Braut und schaut sie an und will nicht, daß sie tanze oder seine Seite verlasse.

Die Einrichtung der Häuser ist ganz eigenthümlich, und man muß sich daran gewöhnen, um sich dabei wohl zu befinden. Alles in ihnen ist darauf berechnet, so viel als möglich Luft und Zug zu bekommen. Lange Gallerien mit halbrunden langen Arcaden öffnen sich auf den Hof hinaus (hier im Hause auf vier Seiten). In diesen Gallerien bewegt sich die Haushaltung und führt eine Art von öffentlichem Leben. Man ißt zu Mittag, man nimmt Besuche entgegen, die Frau des Hauses näht, umgeben von ihren Sklavinnen, und erzieht die Kinder; das Gesinde wascht oder verrichtet andere Hausarbeiten — Alles in diesen offenen Gallerien, wo die Menschen und die

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/117&oldid=- (Version vom 15.9.2022)