Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band.djvu/116

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

sein Weib, seine Kinder und Diener wurden begraben. Nicht eine einzige Person entkam außer ihm selbst.

Morgen werde ich nach Havannah zurückkehren. Könnte ich doch einmal diesen guten freundlichen Menschen, die mir durch ihre Gastlichkeit so viel geschenkt haben, irgend ein Vergnügen machen! Ich verlasse sie mit Bedauern, besonders das jüngste allerliebste kleine Mädchen, das dunkeläugige Helenchen.




Havannah, den 15. Februar.  

Wieder hier! Die Wärme ist zwar eine gute Sache, aber zu viel ist zu viel. Und diese Wärme ist wirklich zu viel, sowohl für die Seele als für den Leib. Sie können sich unmöglich frisch erhalten, sondern erlahmen ein wenig — es will nicht gehen. Man wird ganz schachmatt. Ein feiner Sandstaub dringt von den Straßen her zwischen die Jalousien herein, erfüllt die Luft im Zimmer und legt sich auf Alles. Die Abende sind die einzige Zeit des Tages, wo man ein wenig frei athmen kann, theils draußen in der Luft, theils auf den luftigen Gallerien im Hause gegen den Hof zu.

Ich wohne jetzt im Haus der Familie Tolme, Calle de Obra pia (Straße der frommen Werke), wo die gute Frau Tolme ein Zimmer für mich eingerichtet hat und mütterlich für mich sorgt. Sie ist eine der schönen mütterlichen Naturen auf Erden und Alle im Hause lieben sie. Ich schätze sie auch deßwegen sehr, weil sie die Neger liebt, eine mütterliche Beschützerin der Sklaven ist, offen bei allen Gelegenheiten für den Negercharacter Partei ergreift und eine Menge schöner Züge von ihrem Edelsinn, ihrer Treue und Gutmüthigkeit zu erzählen weiß. Einen Theil des Vormittags sitzt sie ganz patriarchalisch da und näht, umgeben von ihren Sklavinnen, sowie von den jüngern

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/116&oldid=- (Version vom 14.9.2022)