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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

ein großes Kohlfeld begrüßte ich als Landsleute und gute Freunde. Das ganze Land sah aus wie ein ungeheurer Garten, schöne Palmen standen auf allen Seiten, ihre Kronen wiegend im Morgenwind, und am Horizont entlang erhob sich eine Kette von dunkelblauen Berghügeln.

Es war mir wohl zu Muth, kein Mensch konnte sich wohler fühlen, Seele und Körper hatten Schwingen! Und ich flog dahin über das schöne prangende Land.

Allmälig verschwanden die Villen, und Pflanzungen mit Zuckerrohr und anderen Gewächsen, die ich nicht kenne, nahmen überhand. Wir fuhren durch ganze Wälder von gepflanzten Bananasbäumen. Später wurde der Boden wilder und Schmarotzerpflanzen zeigten sich an den Bäumen und auf der Erde. Bald nahmen sie überhand und schienen die Vegetation zu ersticken. Mehrere Baumkronen trugen ganze Gärten von Luftpflanzen, Orchideen und Aloen auf ihren Zweigen. Dies sieht sonderbar, aber nicht schön aus, obschon verschiedene von diesen Schmarotzern recht hübsche Blumen haben. Das hat einen erzwungenen und unnatürlichen Charakter. Auf einem Feld, nicht weit vom Weg, sah ich einen hohen, halb todten Ceibabaum, um dessen gigantischen Stamm die Schmarotzerpflanze Yaguay Embra, ein weiblicher Feigenbaum, ihre hundertfachen, schlangenartigen Arme in abscheulicher Umarmung geschlungen hat, ihn von der Wurzel bis zum Wipfel umwickelnd, bis sie beinahe das Leben des Baumes erstickt hat. Diesen Todeskampf zwischen dem Ceibabaum und der Schmarotzerin, welche heranwächst und sich von seinem Leben ernährt, bis sie es zuletzt zerstört, bekommt man auf Cuba oft zu sehen, und es ist ein höchst merkwürdiges und wirklich schreckliches Schauspiel. Es liegt eine ganze

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/127&oldid=- (Version vom 14.9.2022)