Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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hatte. Sie waren jetzt in der Stube und der alte Pedro saß darinnen wie vorher.
Dem Mann war sein rechter Arm in der Zuckermühle zerquetscht worden; man hatte ihn über dem Ellbogen abgenommen. Später hatte er sich für zweihundert Pesos loskaufen können; auch das Weib hatte sich losgekauft, wenn ich mich recht erinnere, für dieselbe Summe. Ich fragte sie, ob sie nach Africa zurückkehren möchten? Sie antworteten mit lautem Lachen: „Nein! Was sollten wir dort machen? Wir sind glücklich hier.“ Sie waren seelenvergnügt und ungemein munter. Ich ermahnte sie gut zu sein gegen den alten Pedro. Gott würde es ihnen vergelten. Sie antworteten laut lachend: „Ja, ja!“ Ich habe niemals gefunden, daß ich so ergötzlich sein konnte, wie da.
Es war dunkel geworden, während wir an dem Häuschen unter Cocos- und Papayabäumen standen, und die Sterne kamen sanft flimmernd hervor aus dem tiefen Blau. Von dem ziemlich hohen Platz aus, wo wir standen, sahen wir die rothen Feuer aus den irdenen Oefen in Herrn Chartrains Zuckermühle leuchten und hörten die wilden Gesänge und das Geschrei aus den Zuckermühlen rund umher. Da war Sklavenarbeit, rastloses Leben, die Herrschaft der Peitsche, der glühende Ofen der Sklaverei; hier Freiheit, Friede und Ruhe unter dem schönen Tropenhimmel, im Schooß eines reichen Fruchtgartens. Der Contrast war augenfällig.
Cuba ist zu gleicher Zeit die Hölle und das Paradies der Neger. Der Sklave hat auf der Plantage eine härtere Arbeit, aber mehr Zukunft, mehr Aussicht auf Freiheit und Glück, als der Sklave in den Vereinigten Staaten.
Der Sklave an den heißen Oefen der Zuckermühle kann zu den Höhen, wo die Palmen winken, hinüberschauen
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/160&oldid=- (Version vom 15.9.2022)