Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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wurde eine Weile mit der Hand gestreichelt, bevor man ihn am Beine nahm, und auch dieß geschah so sachte und sanft, daß der Hahn, als er ganz bequem über den Hof getragen wurde, blos ein wenig verwundert aussah und einen kurzen Ton von sich gab, als wollte er sagen „Was solls jetzt werden?“
Bei uns habe ich, wenn eine Henne geschlachtet werden sollte, gesehen, daß der ganze Hühnerhof in Aufruhr gebracht und die Henne selbst vor Schrecken athemlos gemacht wurde, ehe sie ihren letzten Athemzug that.
Die Spanier zeichnen sich sonst keineswegs durch Menschlichkeit gegen Thiere aus, und das Landvolk kommt oft mit calecuttischen Hähnen und Hennen, die mit zusammengebundenen Füßen über dem Sattel des Pferdes liegen, so daß die Köpfe herabhängen, auf den Markt. Dieser barbarische Brauch ist von einem Gouverneur Tacon auf Cuba, der als ein harter Mann geschildert wird, aber viele Mißbräuche abgeschafft hat, verboten worden, wird aber gleichwohl fortgesetzt, und ich bin oft Monteros begegnet, die zwischen Büscheln von so dahängendem, zuweilen halbtodtem Federvieh hinritten.
Nicht weit von Cardinas liegt ein Bezirk,
Havannavana genannt und beinahe gänzlich von freigewordenen
Negern bewohnt, deren Zahl man auf 1000 bis
1300 angibt. Sie sind beinahe sämmtlich Ackerbauer,
die den spanischen Creolen ihre kleinen Farmen gegen
die Hälfte des Ertrags bearbeiten; — wie sie das
machen, möchte ich unendlich gern sehen, nur um mich zu
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/190&oldid=- (Version vom 14.9.2022)