Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band.djvu/213

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

die Militärmusik von der Plaza de Armas her, während die schöne Welt von Matanzas im Mondschein umherspaziert, unter den Pappeln die Frauenzimmer alle mit bloßen Haaren und Blumen oder andern Zierrathen, mit dünnen Schleiern und weißen Kleidern; — und da spaziere auch ich mit meiner jungen Wirthin und den Herrn im Hause, oder mit meinem freundlichen jungen Landsmann Franke an den schönen Abenden; — du siehst also, daß man Musik genug hat in Matanzas; es ist an den Abenden ein wahres Charivari, aber es hat nichts Unangenehmes, denn die Musik, die von allen Seiten herkommt, gleicht sich sehr an Takt und Geist. Es waltet ein fröhliches, spielendes, sorgloses Leben darin. Ich lasse mich davon einwiegen und bade mich in den Lufthauchen, die mich wie spielende, liebliche Zephire umtanzen, während ich außen auf der Piazza bis gegen Mitternacht das südliche Kreuz flimmernd sich emporschwingen sehe und immer höher und höher am Himmel strahlend über einem Hain dunkelgrüner, buschiger Sapotabäume. Ja, das ist ein eigenthümliches, wundersames Stillleben. Ich möchte wünschen, daß alle Menschen es kosten könnten. In Americas Prärien und oft in America wollte ich meine Arme ausstrecken und fliegen, über die ganze Erde hinfliegen. Hier will ich blos still sein, in den Kronen der Palmen sitzen, umsaust von ihren Zweigen, oder wie hier daheim in einem Schaukelstuhl, gewiegt von Musik und paradiesischen Lüften; so könnte ich, scheint mirs, in Unendlichkeit dasitzen und würde Nichts vermissen.

Heute Abend führte mich Mrs. Baley in ihrer Volante die Höhe von Combre hinauf. Zwei Pferde zogen die Volante rasch hinan, obschon es eine Fahrt von wohl zwei Stunden ist, bevor man auf die Höhe kommt. Der Weg führte zwischen hohen, armleuchterartigen Aloëpflanzen auf beiden Seiten hin. Und

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/213&oldid=- (Version vom 15.9.2022)