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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

Ein schöner, weißer Vogel mit langem Hals und einer Figur, wie ein kleiner Schwan, flog uns beständig ein Stück weit voran und setzte sich am Ufer, um auszuruhen, flog aber, wenn wir näher kamen, wieder auf, um uns von Neuem den Weg zu zeigen. Man nannte ihn gazza. Aber die Sonne stieg höher; in dem tiefen Paß war kein Windhauch. Es wurde erdrückend warm. Die Jungen, die uns ruderten, sogen aus den Röhren von thönernen Kannen Wasser ein, so daß sie das Wasser in sich aufnahmen, ohne zu schlucken, während sie den Kopf rückwärts gelehnt und den Mund offen hielten für den Wasserstrahl, der auf diese Art mehrere Secunden lang hinabrann; hierauf riefen oder stöhnten sie Ave Maria, lachten und ruderten von Neuem.

Wir stiegen an einer kleinen Biegung des Flusses ans Land und frühstückten unter einigen schönen. Bambusbäumen, während Colibri über rothen Blumen um uns herflatterten.

Ich ging ein Stück weit am Ufer entlang; der Fluß war hier sehr schmal. Einige verfallene hölzerne Häuser lagen am anderen Ufer. Die allerhübschesten Gruppen von Palmen und Bananasbäumen standen hier an den Krümmungen des Flusses. Alles sah üppig und paradiesisch wild aus. Krabben, und diejenige Art von Krebsen, die man in America fiddlers (Geiger) nennt, wegen ihrer einzigen großen Klaue, wimmelten am Ufer, wie sie es während unserer ganzen Fahrt gethan hatten.

Trotz aller Schönheit der Vegetation fühlte ich hier daß man, um in dieser eingeschlossenen Welt glücklich zu leben, entweder ein Krebs oder ein Colibri sein müßte. Ich würde hier aus Mangel an frischer Luft vergehen. Auf dem Rückweg wurden wir von einem Gewitterregen der wildesten Art überrascht, und trotz unseres gewölbten Wachstuchdaches über dem Boot wurden wir tüchtig durchnäßt, was mich um Mrs. Baleys willen, die an diesem Tag unwohl war und nicht

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/221&oldid=- (Version vom 15.9.2022)