Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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wie nur irgend ein Roman das Verhältniß zwischen seinen Helden und Heldinnen beschreiben kann.
Mrs. Tolme bestätigte übrigens, was ich von der Güte der spanischen Herrn gegen ihre Haussklaven und der Pflege, die sie ihnen im Alter angedeihen lassen, gehört hatte.
Aber wenn die Haussklaven gewöhnlich gut behandelt werden, so ist dieß bei den Plantagesklaven in der Regel nicht der Fall; sie werden nicht als Menschen, sondern als Lastthiere betrachtet und härter als diese behandelt.
Doch davon habe ich bereits gesprochen.
Das Tolmesche Haus ist fortwährend voll von Liebe, Musik und Munterkeit. Die junge Louise Tolme ist jetzt verheirathet und wird, obschon noch halb ein Kind, ihre eigene Haushaltung anfangen.
Ich habe diese Zeit über große Versuchungen zu einer Reise nach Jamaica und von da nach Mexico gehabt, was durchaus nicht schwer auszuführen wäre. Aber …
Ueberdieß würde ich auf Jamaica oder in Centralamerica und Südamerica nichts wesentlich Anderes in Bezug auf Vegetation, Bevölkerung, Sitten, Bauart u. s. w. finden, als was ich auf Cuba unter dem Himmel des Wendekreises und der Herrschaft Spaniens sehe. Und dieß war mir das Wesentliche für mein Bild von der neuen Welt. Ich habe einen klaren Eindruck von dieser südlichen Atmosphäre erhalten. Bücher und Kupferstiche können mir zur Kenntniß der detaillirten Verschiedenheiten verhelfen[1].
- ↑ Und das thun sie jetzt auch. Bei Mr. Tolme sehe ich Kupferstiche von Mexico und andern spanischamericanischen Städten, die mir nur Havannah wieder zeigen. Und in der vortrefflichen Geschichte des americanischen Historikers Prescott von der Eroberung Mexicos und Perus lerne ich die Hochländer in diesen
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/238&oldid=- (Version vom 15.9.2022)