Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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hört in ihren Tönen die Eingebungen eines jugendlichen, ursprünglichen Lebens. Dieß haben sie mit unsern Volksliedern gemein, so sehr sie auch an Character von ihnen verschieden sind. Unsere Melodien sind tiefer und reicher, aber in den ihrigen ist mehr Sonne, ein freudigeres, wärmeres Leben.[WS 1]
Wiederum danke ich Gott, daß er mich in der Besitzerin dieser Plantage, Madame Carrera, eine jener schönen, mütterlichen Frauen kennen lernen und lieben ließ, die in allen Ländern der Erde ein Segen sind, und die wenigstens auf Augenblicke selbst der Sklaverei ihre drückende Kette abzunehmen und die Sklaven dahin zu bringen vermögen, daß sie dieselbe vergessen.
Dieß wurde mir ganz klar und deutlich schon durch die sichtbare Freude der Neger bei ihrer Rückkehr nach der Plantage. Ich sah es an den strahlenden Gesichtern, womit sie ihr begegneten und ihre heitere, herzliche Anrede erwiederten, und ich sehe es jetzt mit jedem Tag deutlicher, indem ich den mütterlichen Sinn beobachte, welcher sie treibt die Kranken unter den Sklaven selbst zu besuchen, ihnen diejenigen Gerichte oder Erquickungen zu schicken, die sie selbst am liebsten wünschen. Ich sehe, wie täglich auf der Piazza ihr Stuhl von Duzenden kleiner Negerkinder umschmwärmt wird, die zu ihren Füßen sitzen oder herumkriechen, um sie herumspringen und spielen, sie an ihrem weißen Kleide zupfen und ihr so vertraulich klagen, als ob sie ihre
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Punkt hinzugefügt
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/251&oldid=- (Version vom 14.9.2022)