Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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eigenen Kinder wären; ich sehe es an den gegenseitigen freudigen Begrüßungen zwischen ihr und den Negern oder Negerinnen, denen wir auf unsern Spaziergängen begegnen; ich höre es auch beständig an ihren absichtslosen Aeußerungen; ich fühle es in ihrem Herzen, in der Behaglichkeit der Atmosphäre, die ihr liebliches Wesen umgibt.
Eines Abends, als sie und ich von einem Spaziergang in einen der Haine der Plantage zurückkamen, begegneten wir in der Dämmerung einer jungen Negerin. „Francisca! Francisca!” rief Madame Carrera herzlich, und richtete auf spanisch einige Fragen über ihr Befinden u. s. w. an sie. Francisca antwortete mit strahlendem Ausdruck, daß sie sich wohl befinde, daß sie glücklich sei und Ihro Gnaden bald mit einem schönen, kleinen „Negrito“ beschenken zu können hoffe. Sie sollte bald Mutter werden. Herzlicher könnten in unserem freien Land Hausfrau und Dienerin nicht mit einander sprechen. Die zukünftige junge Mutter war offenbar fest überzeugt, daß ihr Kind bei der schönen weißen Dame mütterliche Pflege finden würde.
Ein kleiner Negerjunge, der mit ihrem jüngsten Enkel spielte, sprang eines Tages sehr aufgeregt zu ihr und klagte: „Er nennt mich einen unverschämten Neger“ — „Spiele nicht weiter mit ihm,“ sagte Madame Carrera ernsthaft; „spielet jetzt nicht mehr mit ihm,“ fuhr sie gegen die andern Negerjungen um sie her fort, und der schöne kleine Eduardo erhielt eine Zurechtweisung, schlich allein seines Weges fort und ließ eine gute Weile den Kopf hängen.
Ich bewundere oft ihre Geduld, womit sie sich von dem tobenden schwarzen Völkchen umgeben und begleiten läßt, zumal auf Wegen, wo die wilden Kleinen allen möglichen Staub um ihre weiße Gestalt her aufrühren. Ich gestehe, daß ich es so wie sie nicht aushielte.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/252&oldid=- (Version vom 14.9.2022)