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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

Aber oft werde ich noch im Geiste ihre sanfte Stimme so wie jetzt, wenn ich diesen Gegenstand zur Sprache bringe, äußern hören: „Diese armen Geschöpfe deren Loos so hart ist, die für uns arbeiten und so wenig Aussicht auf Freiheit und Glück haben — müssen wir nicht Alles thun, um ihr Schicksal zu mildern, müssen wir ihnen nicht auf jede mögliche Art das Leben zu versüßen suchen? Ich kann Niemand leiden sehen — nicht einmal ein Thier. Es ist mir ein Trost zu wissen, daß meine Neger mich lieben. Ich liebe sie, ich habe sie immer ergeben gefunden und voll Eifer mir zu Willen zu sein. Sie sind ganz und gar nicht schwer zu lenken, wenn sie nur sehen, daß man es wirklich wohl mit ihnen meint, daß man gerecht und billig sein will.

„Ich dulde niemals, daß auf dieser Plantage ein Peitschenschlag versetzt wird, ohne meine ausdrückliche Erlaubniß. Die Mayorale sind rohe Menschen ohne alle Erziehung; sie schlagen oft in der Hitze und aus Bosheit. Das darf nicht geschehen. Wenn ein Neger ein strafwürdiges Versehen begangen hat, so wird es mir berichtet, und ich bestimme die Strafe. Wenn die Peitsche angewandt werden muß, so muß dieß ohne Hitze geschehen, und nur dann, wenn Ermahnungen und Tadel sich als fruchtlos erwiesen haben. Meine Neger lieben mich, denn sie wissen, daß ich niemals eine Mißhandlung gegen sie dulden werde.“

„Es ist also nicht wahr, sagte ich, was man mir von der Undankbarkeit der Neger erzählt hat, und daß beim Sklavenaufruhr im Jahr 1846 gerade die sanftesten Herrn zuerst von ihren Sklaven massacrirt worden seien.“

„Ach nein, versetzte Madame Carrera, so Etwas liegt nicht in der menschlichen Natur. Gerade damals befand ich mich ganz allein unter meinen Negern, und sie waren es, die über meine Sicherheit wachten.

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/253&oldid=- (Version vom 14.9.2022)