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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

Lieder. Eines von ihnen war offenbar für die vorliegende Gelegenheit gemacht. Ein Weib sang zuerst allein; dann stimmten die andern im Chor ein. Der Ton der Melodie war lieblich und melancholisch. Die Worte waren folgende:

Der Sturm heulte und der Regen fiel,
der arme weiße Mann,
müde und schwach,
setzte sich unter unsern Baum;
er hat keine Mutter,
die seine Milch bringen kann,
kein Weib, das sein Korn mahlt.
Chor.
Habt Mittleid mit dem weißen Mann!
Er hat keine Mutter u. s. w.

Wenn die Weiber Africas in America und Westindien weniger schöne Lieder singen, so ist es nicht ihre Schuld; wenn ihre Improvisation gefesselt ist wie ihre Körper und ihre Seelen, so ist es die Schuld des weißen Mannes.

Seine Pflicht ist es ihn frei zu machen, ihn durch das Licht der christlichen Liebe und Bildung emporschießen zu lassen wie eine Palme, wie eine Bambusarcade aus der sonnenwarmen Erde, und die Völker der Tropen mit ihren Gesängen und Tänzen werden dereinst der reichen und schönen Naturwelt der Tropen entsprechen. — Auch sie gleicht einer fortwährenden Improvisation eines wechselnden, üppigen Sommerlebens, das in seiner ewigen Blüthe die Menschen vergessen lassen könnte, daß „der Tod in die Welt gekommen ist.“

Später an diesem schönen Abend, einem der schönsten, die ich auf Concordia zugebracht habe, denn die Luft war aufgefrischt nach dem Regenschauer und der Mond stieg schön auf über dem weißen Hauptgebäude

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/267&oldid=- (Version vom 14.9.2022)