Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
|
Marmor, in dessen hohen Mauern innerhalb einem ungeheuern Burghof jede Familie ihre kleine Nische oder Lade hat, wenn sie nemlich die Mittel besitzt sie zu bezahlen. Jede solche kleine Nische war mit einer Inschrift in goldenen Buchstaben versehen. Die Weite und Höhe der Mauer machte, daß diese Grabnischen sehr klein aussahen; aber jede kann doch mehrere Särge in sich fassen.
Im Spital hatte ich den Geist des Christenthums gesehen; im Campo santo fand ich den Geist des Heidenthums wieder.
Die Leichen der Reichen ruhten in den hohen Mauern mit goldenen Inschriften; die der Armen wurden ohne Gedächtnißzeichen, ohne einen grünen Rasen über ihnen, ohne eine Blume oder ein Gebüsch, um das Lichtleben über dem Grab anzudeuten, hinabgescharrt. Und es war eine große Abtheilung im Campo santo, wo man ganze Anhöhen von Beinen und Todtenschädeln auf einander warf; es war der Begräbnißplatz der Negersklaven. Es ist hier nemlich verboten einen Neger im Sarge zu begraben; die Leiche wird halb oder ganz nackt in die Erde geworfen, und auf sie werden Kalk und solche Erdarten geworfen, die den Körper rasch verzehren. Nach acht oder vierzehn Tagen wird er wieder ausgegraben, um andern Körpern Platz zu machen, und die Beine werden haufenweise aufgeworfen, um in der Sonne zu trocknen.
Während wir da standen, wurde ein unbedeutender Mensch in der Nähe des Negerplatzes begraben. Ich bemerkte, daß man dem Todten Kissen, eine Decke und etliche Kleidungsstücke ins Grab legte.
Während dieser meiner letzten Tage in Havannah habe ich auch mit meiner guten Mrs. Tolme einige schöne Privatgärten besucht, um verschiedene Blumen und Früchte besser kennen zu lernen. Ich habe mit
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/271&oldid=- (Version vom 14.9.2022)