Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band.djvu/270

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

unglückliche schwarze oder weiße Mensch, der mit einer der unheilbaren Krankheiten behaftet ist, welche ich genannt, hatte hier seine eigene, abgesonderte, bequeme Wohnung. Unter den Personen, die ich besuchte, war ein alter Neger, der seit seiner Jugend an der St. Antonskrankheit litt. Seine Hände waren nur noch Fingerstumpen und die Füße nur noch Knöchel, auf welchen er jedoch stehen und mit Hülfe von Stöcken noch gehen konnte. Auch konnte er mit den Fingerstumpen sich und seinen kleinen Haushalt besorgen. Seine Wohnung bestand aus einer kleinen Stube und ditto Schlafkammer, einer kleinen Küche, bei welcher er noch ein Gärtchen hatte, wo er Ananas und Wurzelfrüchte pflanzen konnte — Alles klein, aber gut und sauber. Er sah gutmüthig und zufrieden aus. Die andern Kranken hatten ähnliche Wohnungen. Es fehlte Nichts, was ihr langsam dahinsterbendes Leben versüßen konnte. Und Christi Liebe kam hier noch zu den am meisten leidenden Menschenkindern. Sie konnten die Herrlichkeit der Natur im Meer und in den schönen Blumen sehen und genießen; sie konnten unter Gebeten und Lesung frommer Bücher ohne Unruhe und Kummer den Tag abwarten, welcher sie von ihren Körpern erlösen und sie mit einer verklärten Naturwelt vereinigen sollte. Die Hoffnungslosen können hier für die schönste Hoffnung leben.

Eine andere schöne Barmherzigkeitsanstalt in Havannah ist la Casa de beneficencia (das Wohlthätigkeithaus). Sie nimmt mehrere Hundert mutterlose Kinder auf. Sie erhalten da ihre Erziehung, und wenn sie das Haus verlassen, bekommt jedes als eine Art von Mitgift 500 Pesos, womit sie ihr Leben auf eigene Faust beginnen können.

Aus der St. Lazarusanstalt führte mich Herr Sauval nach Havannahs großem Begräbnißplatz Campo santo. Dieß ist ein großes Gebäude von schwarzem

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/270&oldid=- (Version vom 14.9.2022)