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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

Havannah, den 5. Mai.  

Die Religion ist nicht ganz todt auf Cuba; sie lebt da noch in einigen schönen barmherzigen Stiftungen zum Vortheil vater- und mutterloser Kinder und unglücklicher Kranken. Sie lebt da lebendiger als in den Vereinigten Staaten Nordamericas, wenigstens in einer Beziehung, derjenigen nemlich, daß sie sowohl den schwarzen als den weißen Menschen und zwar auf vollkommen gleichem Fuß in das Spital und die Wohlthätigkeitsanstalt aufnimmt. Ich habe dieß beute gesehen und davon gehört, während ich mit dem liebenswürdigen Creolen Alfredo Sauval das große Krankenhaus zum heiligen Lazarus besuchte, worüber er die Oberaufsicht führt. Die große Anstalt ist für Unglückliche bestimmt, die mit unheilbaren Krankheiten behaftet sind, welche den tropischen Ländern und besonders der africanischen Bevölkerung angehören, z. B. Aussatz, Elephantiasis, bei welcher Beine und Füße zu unnatürlichen Dimensionen anschwellen, und die St. Antonskrankheit[WS 1], bei welcher Hände und Füße sich zusammenziehen und ohne Schmerz oder Wunde zu Nichts verschwinden. Für diese Unglücklichen hat man hier auf die schönste Art gesorgt.

Das umfassende Gebäude — wie eine große Bohea viereckig und mit einem Gatterthore versehen — lag am Meer, das mit brausenden Wogen die Felsenwände an seinem Fuß badete und die Wohnungen der Kranken mit seinem Leben und Gesundheit athmenden Wind umgab. Auf dem großen Hof waren schöne Pflanzungen von Oleanderbäumen, die jetzt in voller Blüthe standen, und deren hellrothe Blumen die Luft mit Wohlgerüchen erfüllten. Diese schönen Pflanzungen

waren das Werk des jungen Intendanten. Jeder

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/269&oldid=- (Version vom 14.9.2022)