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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

übergeben sollte, so würde ich die Männer bei Seite lassen und mit den Weibern anfangen‚“ sagte eines Tags einer der Gesetzgeber hier zu Lande zu mir.

Und ich glaube nicht zu viel zu sagen, wenn ich behaupte, daß diese Ansicht vom größten Theil der Männer in den Vereinigten Staaten getheilt werde. So stark ist die Ueberzeugung von der Macht des weiblichen Einflusses auf das aufwachsende Geschlecht.

Und es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß die Arbeit für die höhere Entwicklung und Bedeutung des Weibes im Staate zu den ausgezeichnetsten Zügen, den größten Verdiensten und der wichtigsten Zukunftsarbeit der neuen Weltbildung gehört. Es ist jetzt nur nöthig, daß man sie nicht auf halbem Weg stehen lasse. Ich glaube nicht, daß es den Männern an Rechtssinn und Ritterlichkeit fehlen wird, wenn die Weiber mit Verstand und edlem Ernst die Stelle einnehmen wollen, welche die Staatsgesellschaft ihnen hier zu gestatten beabsichtigt.

Mit Recht pflegt man den Bildungsgrad eines Volkes nach seiner Achtung für die Frau und nach der Stelle, welche sie in der Gesellschaft einnimmt, zu bemessen; denn um ein Wesen zu würdigen, dessen höchste Kraft eine geistige ist, ist ein nicht geringer Grad von geistiger Cultur erforderlich. Americas Volk hat bewiesen, daß es diese Cultur besitzt, und sie wird in dem Maße zunehmen, wie die Frauen des Landes sich darum verdient machen werden.

Ich sprach von einen Strom von Cultur und Wachsthum, der in den freien Staaten alle Mitglieder der Gesellschaft beschäftige, und ich bezeichnete die Volksschule als die wesentlichste Macht desselben. Diese und mehrere die menschliche Entwicklung begünstigende Anstalten gehören dem Staate, aber ihnen zur Seite geht eine Bewegung freier Entwicklung im Volksleben, die ich mit der Cirkulation des Saftes in einem freiwachsenden

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/285&oldid=- (Version vom 14.9.2022)