Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band.djvu/293

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

schönen Naturwelt das Negervolk mit seinem eigenthümlichen von der Sklaverei nicht verwischten Leben, mit seinen religiösen Festen, seinen Hymnen und fröhlichen Melodien — — der Reisende im Süden wird nicht wie im Norden der Union von edlen, großartigen Bestrebungen und Institutionen erbaut, aber er wird angenehm belebt; er ruht und genießt, wenn er nicht durch irgend eine neue bittere Erfahrung des Unrechts, das die Gesetze hier aufrecht halten, gestört wird, oder sich über die Personen ärgert, die aller Wahrheit und gesunden Vernunft zum Trotz dasselbe als etwas Gutes und Erlaubtes vertheidigen.

Die Sklavereifrage ist die große Streitfrage des Tags in America und wird es wohl auch bleiben, bis die Sklaverei aufgehört hat, denn diese Institution ist ein allzu schneidender und lügenhafter Contrast gegen das americanische Staatsprincip, eine allzu himmelschreiende Sünde gegen Recht und Menschlichkeit.

Das muß man jedoch sagen, daß der nordamericanische Gesellschaftsgeist in den letzten Jahren einen starken Einfluß auf die Milderung des Zustandes der Sklaven ausgeübt hat, und man kann mit Recht behaupten, daß dieser von Jahr zu Jahr besser werde. Der edlere Volkssinn in den südlichen Staaten thut gegenwärtig viel, um die schwarze Bevölkerung sowohl leiblich als geistig zu heben. Das Evangelium wird immer allgemeiner den Sklaven gepredigt, besonders in den Staaten, wo das religiöse Leben von jeher stark war, in Georgien und Carolina, und wo es gepredigt wird, da heben sich die Sklaven, bilden religiöse Gesellschaften, predigen selbst mit Kraft und Freude den Erlöser, den Versöhner, und erheben zu seiner Ehre Hymnen, von deren Schönheit und Harmonie man keine Ahnung hat, wenn man die musikalischen Talente der Africaner bloß nach ihren Gesängen und ihrem Geheul in ihrem wilden Zustand beurtheilt. Ja, würden die Gesetze in den südlichen

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/293&oldid=- (Version vom 14.9.2022)