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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

Bauart, Alles ist neu, und dieser plötzliche Scenenwechsel hat etwas unbeschreiblich Erfrischendes, wenn auch nicht Alles daran gut ist.

Südamericas Natur, vorherrschende Bevölkerung und Sprache ist es, was uns auf Cuba entgegentritt; es ist die Region der Palmen, die Sonne des Wendekreises, Spaniens Sprache und Herrschaft. Die eine Hälfte Americas gehört der anglogermanischen und normännischen Völkerrace, die andere der romanischen. In der ersteren waltet der Protestantismus vor, in der letzteren der Katholicismus. Aber auf Cuba, dieser herrlichen Oase zwischen den beiden Welthälften, mitten in dem salzigen Weltmeer, scheinen die beiden Racen sich ein Rendezvous gegeben zu haben — ob zum Krieg oder zur friedlichen Vereinigung, läßt sich jetzt unmöglich schon sagen.

Cuba ist in diesem Augenblick ein Zankapfel zwischen zwei stolzen Regentinnen, und noch ist kein Paris aufgetreten, um den Streit zu schlichten.

Cuba ist auch ein Kampfplatz für die Mächte des Lichtes und der Finsterniß und selten auf Erden sieht man sie so nahe beisammen und in schärferem Contraste stehen.

Auf der Nachtseite sind der Staat und die Kirche; der Staat mit seiner gewaltsamen und despotischen Regierung, die von Spanien aus blind die ferne Colonie durch Abgesandte verwaltet, welche das Mutterland nicht zu bewachen vermag, und den Eingebornen alles Recht auf Selbstregierung verweigert; die Kirche, die bloß in prunkenden Ceremonien lebt und alles geistigen Religionslebens ermangelt; auf der Nachtseite ist vor Allem die Sklaverei, die auf Cuba in ihrer rohesten Form auftritt, und der Sklavenhandel mit Africa, welcher täglich vor sich geht, wenn er auch nicht offen betrieben wird. Die Regierung auf der Insel läßt sich von dem Sklavenhändler bestechen und thut, als ob sie die Tausende von Sklaven nicht sehe, die

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/296&oldid=- (Version vom 14.9.2022)