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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

jährlich ans Land gesetzt werden. Ja es wird behauptet, daß sie es heimlich nicht ungerne sehe, wenn die Insel sich mit wilden Africanern fülle, weil die Furcht vor ihren ungezügelten Kräften (wenn sie einmal losgelassen werden) die Creolen vom Aufruhr gegen eine Regierung abhält, welche sie nicht anders als hassen können. Die Regierung bedrückt den Sklavenhalter, der Sklavenhalter bedrückt den Sklaven, und weiß, um ihn zu bezwingen, kein anderes Mittel, als Peitsche und Ketten. Der Zuckerpflanzer treibt nicht selten seine Sklaven härter als Lastthiere und verlangt von ihnen mehr Arbeit, als die Menschennatur auszuhalten vermag. In den Festungsmauern der Bohea leben die Sklaven wie das Vieh. Es wird ihnen kein Erlöser gepredigt, und die einzigen Genüsse, die ihnen erlaubt sind — wie wohl auch dieß im allerknappsten Maße — sind thierische Genüsse. Wilder Aufruhr hat zuweilen von der Gräßlichkeit des Druckes, sowie von dem wilden Muth und der Kraft der Neger gezeugt; aber öfters sterben sie, ohne daß sie es wagen ihre Stimme zu erheben oder eine Hand zur Vertheidigung oder Anklage zu rühren; oft machen sie in den ersten Tagen der Gefangenschaft ihren Qualen selbst ein Ende, da unter ihnen der Glaube gäng und gäbe ist, daß sie gleich nah dem Tode in ihrem Heimathland wieder auferstehen werden. Die Regierung und der Zustand auf Cuba sind in ihren Hauptzügen vom Palast des Gouverneurs an bis zur Bohea des Sklaven eine Regierung der Gewalt und des Despotismus. Gerechtigkeitsgefühl und Edelsinn findet sich zwar bei Einzelnen, aber nicht im Allgemeinen. Es gibt Gesetze, die von einem hochsinnigen Geist zeugen, aber sie werden so viel als möglich umgangen.

Mit dieser Nachtseite vom Leben auf Cuba steht die Lichtseite im stärksten Contrast. Da ist der Tropenhimmel, so mild wie eines Engels Blicke, seine Sonne

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/297&oldid=- (Version vom 14.9.2022)