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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

so rein und zart wie die reinsten Töne der Musik; da ist der Wind, ein Hauch, so lieblich, so rein, so voll von lebendigem Leben, als entspringe er ganz frisch aus der Quelle des Lebens und der Liebe, wie an jenem Morgen, wo Alles jugendfrisch und gut war; da ist die eigene Naturwelt der Tropen, voll von wunderbaren Pflanzen und Scenen; diese Palmhaine, wo Unsterbliche lustwandeln sollten; diese paradiesisch schönen Gärten, wo Caffeebusch und Bananasbaum in zierlichen Pflanzungen wachsen und eine ewige Blüthe, eine ewige Fruchtbildung vorherrscht, diese stattlichen Guadarajahs von Königspalmen, welche zu Triumphzügen von Königen und Königinnen gepflanzt zu sein scheinen, eine Schönheit in Lust und Leben, Formen und Farben, welche unwillkürlich die Sinne bezaubert, aber sich nicht mit Worten oder Farben, sondern nur mit Tönen beschreiben läßt. Und Cuba, die Antillenkönigin, ist eine Kalypso, schön in ihren Sünden, die den Reisenden dermaßen fesselt, daß er wie weiland Telemach, um sie zu verlassen, eines weisen[WS 1] Mentors bedürfte, der ihn köpflings ins Meer hinabstürzte. Diese Empfindung habe auch ich, während ich von Woche zu Woche meinen Abschied von der Zauberin aufschob, überdieß zurückgehalten von der liebenswürdigen Gastfreundschaft der Creolen und von der Bekanntschaft mit einigen der edeln Menschen, welche die Zierde der Erde sind und auch von der Sklaverei, wenigstens für den Augenblick, ihren Fluch zu nehmen vermögen. Unter diesen muß ich besonders zwei Damen nennen — die eine davon hat dänische Eltern — die ich Dänemarks mütterlicher Königin vorstellen möchte, denn sie sind Mütter in des Worts höchster und heiligster Bedeutung, Mütter für die Mutterlosen, für den Fremdling, für den Sklaven, für alle Bedürftige.

Ich habe vom Nachtleben des Negers auf Cuba gesprochen. Lassen Sie mich jetzt auch Etwas von

Anmerkungen (Wikisource)

  1. schwedisch: „vis“; Vorlage: weißen
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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/298&oldid=- (Version vom 14.9.2022)