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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

der Mond war voll an diesem Abend und es war hohe Fluth.

Am folgenden Morgen, als die Ebbe eintrat, sahen wir, daß wir ganz auf dem Trockenen saßen, mit grünem Gras rund um uns her und ganz nahe bei einem Hain von Lebenseichen und blühenden Magnolien, welche letztere irgend eine geheime Anziehungskraft auf unsere arme kleine Magnolie ausgeübt haben mußten. Sie lag da, mit dem Vordertheil dem Hain zugekehrt, just als wollte sie sich in denselben einkeilen.

Wir saßen auf eine bedenkliche Art fest. Und fest sitzen wir noch jetzt, heute am 17. in grünem Gras und Lehmboden, am Abend begrüßt von des Whip poor Will flötenden Tönen aus dem Magnolienhain und am Morgen von strahlenden Schmetterlingen, die uns umtanzen. Ein ganzes Regiment Negersklaven ist beschäftigt, den Kiel des Schiffes zu umgraben, um es aus dem Sand loszumachen, und nun zeigt es sich bloß, wie tief es sich hinabgebohrt hat. Am ersten Tag sagten wir: „Heute Abend, wenn die Fluth kommt, dann …“ Aber als die Fluth kam, da kam sie nicht so hoch wie am vorhergehenden Abend, und der Mond, weniger voll, sah kalt auf uns herab und ließ uns sitzen, wo wir saßen.

„Morgen, wenn das Dampfboot Gaston hier vorbeikommt,“ hieß es jetzt, „muß es uns einen Stoß geben und uns loshelfen.“ Und Miß Mac-Intosh machte den Vorschlag, daß alle Damen bei Gastons Ankunft auf das Verdeck steigen und sich mit ihren Nastüchern vor den Augen zeigen sollten, um dadurch das voraussichtlich harte Herz des Kapitäns vom Gaston zu erweichen.

Der morgende Tag kam und der Rauch des Gaston zeigte sich und machte den Rauch der Hoffnung in unsern Herzen aufsteigen. Der Gaston kam näher, blieb stehen, sah uns an. Die Fluth war eingetreten. Wir

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/326&oldid=- (Version vom 14.9.2022)