Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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Humor zur Hand. Beide forderten Miß D. in freundschaftlichem Wortwechsel heraus. Und dann hatten wir eine gewisse menschenfreundliche und regierende Dame an Bord, die dominiren und über und Alle herrschen wollte und aus jedem Strohhalm ein großes Wesen machte. Aber wir nahmen Alles leicht und munter. Unsere kleine hübsche Magnolie keilte sich lustig in die Biegungen und Winkel durch das Sumpfland hindurch ein, wo sie unter einer Menge von Strombetten das ihrige herauszufinden hatte, und ich mußte ihren Scharfsinn und ihren frischen Muth bewundern; nur schien es mir, als hätte sie einen allzu starken Zug nach dem Lande hin, denn wir stießen oft an den Ufern an, während wir uns zwischen ihnen hinschwenkten. Aber da waren der Sund und der Raum zur Schwenkung oft äußerst knapp und zugemessen.
„Ein schöner Abend, Missis,“ sagte der schwarze Steuermann, indem er mit gutmüthigem Gesicht aus seinem Häuschen auf dem Verdeck hervorguckte und eine der Damen in unserer Gesellschaft anredete.
„Ja, aber kommen wir denn nicht bald an einen Ruheplatz für die Nacht?“
„O ja, o ja, bald; wir werden bald an Ort und Stelle sein. Seien Sie ruhig, Missis, Maam.“
Eine Weile nachher, als wir Alle am Theetisch saßen, wurde das Schiff plötzlich wie von einer starken Welle emporgehoben, und nun standen wir still, obschon die Maschinerie noch einige Zeit arbeitete. Der Kapitän, der mit am Tische saß, und ein paar andere Herrn sprangen auf und hinaus.
Bald zeigte es sich, daß der unwissende außerordentliche Steuermann (der eigentliche Steuermann lag krank in Savannah) sich im Flußbett geirrt und uns gerade auf eine hervorspringende Landspitze zu geführt hatte. Sie war jetzt vom Fluß überschwenmt, denn
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/325&oldid=- (Version vom 14.9.2022)