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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

Heute Abend feierten wir den Geburtstag des schönen Töchterleins unseres Kapitäns. Ich flocht ihr einen Kranz von wilden Blumen; die andern Frauenzimmer machten ihr kleine Geschenke und das gute Kind sprang überglücklich fort, um sich in seinem Blumenschmuck dem Vater zu präsentiren.

In der Gesellschaft befindet sich eine Dame, noch nicht vierzig Jahre alt, schön, geschnürt, gut gekleidet, mit hellfarbigen Locken, und ihre Gedanken sichtlich auf die Welt und ihre Vergnügungen gerichtet. Diese Dame ist jedoch Wittwe von drei Männern, Mutter von zwölf Kindern, wovon neun todt und zwei verheirathet sind, und Großmutter von drei Enkeln.

„Und Sie haben alle diese Verluste sehr gut durchgemacht?” fragte ich mit einiger Verwunderung.

Yes indeed (ja allerdings),“ erwiederte sie, augenscheinlich zufrieden mit sich selbst und ihrer Seelenstärke.

„Und Sie wären vielleicht nicht abgeneigt, zum vierten Mal zu heirathen?“ fragte Mrs H., etwas neugierig auf die Antwort.

„O nein,“ antwortete sie ruhig, „außer wenn ich meine Umstände dadurch verbessern könnte“ (better my self, mich verbessern, ist der eigentliche Ausdruck hiefür).

Miß Mac-Intosh wurde dadurch so empört, daß sie nahe daran war, ihrer Entrüstung Luft zu verschaffen.

Unter den Herren befindet sich ein junger Californienfahrer, der neuerdings aus dem Goldland zurückgekommen und auf der Heimreise zu seiner Frau begriffen ist, mit verschiedenen geschmolzenen und ungeschmolzenen Goldklumpen, californischen Ducaten und einem weißen chinesischen Seidenshawl für seine Frau. Er ist ein schöner junger Mann, aber mehr Dandy und kindlicher, als man es bei einem Americaner findet und es sich wohl für einen Californienfahrer paßt.

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/328&oldid=- (Version vom 14.9.2022)