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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

Ich hätte gern ein wenig von Land, Leuten und Lebensart in Californien, von den Chinesen und ihrer gesellschaftlichen Ordnung, ihrem Gottesdienst u. s. w. erfahren. Aber der junge Mann wußte bloß, daß er mehrere Goldklumpen und einen chinesischen Shawl für seine Frau bei sich hatte.

Heute früh sind wir am Land gewesen und haben eine schöne Baumwollenplantage gesehen, die schön auf einer hohen Terrasse am Flusse liegt. Sie gehörte, sagte man uns, einem Mr. Valburg. Besonders gefielen mir da einige der Sklavenwohnungen, die ich besuchte; sie zeugten, wie auch das Aussehen einiger Sklaven, die von der Arbeit zu Hause waren, von einem gewissen Wohlstande.

An einem Brunnen sah ich eine sehr alte Negerin, die in Begriff stand Wasser zu holen. Ich fragte sie unter Anderem, wie alt sie sei.

„Etwas über hundert, Maam,” war ihre Antwort.

Die Neger setzen einen Werth darauf sehr alt zu werden und sie werden es auch, wenn sie gute Tage haben.

Von dieser Plantage hätte ich bloß freundliche Eindrücke mitgenommen, wenn ich nicht auf dem Rückweg nach dem Ufer bei einem Gatterthor den Aufseher (der Herr und seine Familie waren fort) getroffen und in ihm einen starkgliederigen jungen Mann mit jenem wilden und friedlos irren Blick gesehen hätte, den ich bei mehreren Plantagenaufsehern bemerkt habe, und der sogleich allen Glauben an Gerechtigkeit in der Behandlung der Sklaven raubt.

Die Sklaven, die unser Schiff umgraben, sind kräftige Bursche und arbeiten tüchtig, aber so still, als grüben sie ein Grab. Dies ist bei den Negern nicht natürlich und ein schlimmes Zeichen.

Es ist der allerschönste Mondschein an den Abenden,

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/329&oldid=- (Version vom 14.9.2022)