Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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guten Samen für die Zukunft in ihre junge Seele ausgestreut wurden. Ich war die einzige von den älteren Frauenzimmern, die den jungen Mädchen keine Predigt hielt. Aufrichtig gestanden, ich hatte mehr Lust mich schwesterlich an das junge Mädchen anzuschließen, welches die mütterliche Zurechtweisung so gut aufnahm. Vielleicht ahnte sie mein Wohlwollen; so viel ist gewiß, daß sie mir den Tag über das ihrige durch verschiedene, angenehme kleine Dienste beweisen zu wollen schien, und als wir uns Abends trennten, nahm sie auf eine solche Art von mir Abschied, daß ich mich gedrungen sah ihr ein herzliches God bless you (Gott segne Sie) mit auf den Weg zu geben. Warum schickt man solche junge Lämmer auf eigene Faust mitten unter Wölfen und Eulen ohne einen berathenden oder leitenden Freund in die Wildniß hinaus? Das ist nicht recht und gut. Mein Glaube an das Gute und Reine bei jungen Mädchen ist groß und wird auch durch dieses kleine Ereigniß bestärkt. Aber man sollte doch junge Kinder nicht behandeln, als ob sie bereits die Weisheitszähne hätten.
Die Flußfahrt war bezaubernd schön den ganzen Tag über; aus den schmalen geschlängelten Pässen kamen wir in große helle Binnenseen hinaus, die von üppig grünenden Ufern umgeben waren. Der Reichthum des Pflanzen- und Thierlebens schien mit jeder Stunde zuzunehmen, die Flora und die Luft des Wendekreises schienen sich zu nähern; und wir fuhren ein in die Heimath des ewigen Sommers. Das wilde Zuckerrohr wuchs jungfräulich an den Ufern entlang und bewies, daß der Boden sich zum Zuckerbau wohl eignete. Die Naturtempel wurden immer reicher. Schöne, strahlende Blumen, roth und blau auf hohen Stengeln, weiße Lilien und riesige Wasserpflanzen, unter welchen die hohe Alisma plantago, glänzten wie Leuchter unter den dunkelgrünen Gewölben; Schwärme
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/342&oldid=- (Version vom 14.9.2022)