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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

in den Händen beherrschten den Haufen mit Furcht und Schrecken. Man hatte mir gesagt, daß sie die Kinder auch im Beten unterweisen. Ich sammelte eine kleine Schaar um mich und sagte ihnen das Vaterunser vor, indem ich sie ersuchte, mir die Worte nachzusprechen. Die Kinder grinsten, lachten, zeigten ihre weißen Zähne und bewiesen deutlich, daß keines von ihnen wußte, was das wunderliche Gebet bedeuten sollte, oder daß sie einen Vater in Himmel hatten.

Die Kinder waren wohl genährt. Sie werden hier von ihren Eltern getrennt gehalten, weil auf den Pflanzungen, wo diese arbeiten, gegenwärtig die Fieber grassiren.

Wenn ich auch hier keine Reformatoren gefunden habe, wie ich erwartete, so habe ich doch von einigen solchen erzählen gehört, nemlich von zwei Plantagenbesitzern, dem einen in Florida und dem andern in Georgien, welche auch für Kinder der Negersklaven Schulen halten, um sie zu guten und freien Menschen heranzubilden. Von einem dieser Herrn wird gesagt, daß er auf die Bildsamkeit der Negerkinder die größten Hoffnungen setze und ihnen sogar den Vorzug vor den weißen Kindern gebe.

Warum habe ich nicht früher von diesen christlichen Pflanzschulen gehört? Ich würde alles Mögliche gethan haben, um sie besuchen und mit meinen eigenen Augen sehen zu können. Solche Pflanzungen in den Sklavenstaaten sind als heilige Orte zu betrachten, wohin die Pilger wallfahrten müssen, welche Erhebung der Seele und neue Kraft zu Glauben und Hoffnung suchen. Nach was habe ich denn in den südlichen Staaten so eifrig gesucht und gefragt als nach solchen Orten?

Es liegt nicht in meiner Natur Stoffe zum Tadel zu suchen. Ich nehme solche nicht auf, außer wenn sie sich aufzwingen. Ich scheue mich nicht die Nacht

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/360&oldid=- (Version vom 13.9.2022)