Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band.djvu/369

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

für Charleston, der „Magnolie“, endlich eine Nacht auf der Sullivansinsel.

Von den Negerschulen war eine für Kinder freier Neger bestimmt. Sie wurde von einem weißen Lehrer und bei offenen Thüren gehalten. Ich sah hier eine Versammlung farbiger Kinder in allen Schattirungen zwischen rabenschwarz und beinahe vollkommen weiß. Die Schulbücher, die ich zu sehen verlangte, waren dieselben, die in den americanischen Schulen für die Kinder der Weißen gebraucht werden.

Diese Schule ist eine gute Anstalt, aber offenbar ein gefährliches Element in dem Sklavenstaat, wenn sie nicht mit dem Unterricht der Negersklaven und ihren Aussichten in Harmonie gebracht wird.

Ich hatte auch von geheimen Schulen für Sklavenkinder gehört, aber es wurde mir unendlich schwer eine solche zu entdecken und, nachdem ich sie gefunden hatte, hineinzukommen, so sehr fürchtete man die Strenge des Gesetzes, das bei schwerer Strafe die Unterweisung der Sklaven im Lesen und Schreiben verbietet. Als ich endlich in das heimliche Zimmer kam, fand ich in der unfreundlichen düstern Höhle ein halb Dutzend armer Kinder, deren Gesichter von der größten Dummheit und Verthiertheit zeugten. Man hatte sie offenbar hieher gebracht, um einen Versuch zu machen, sie zu vermenschlichen.

Der Magnolienkirchhof ist eine edle und großartige neue Anlage, die Charleston Ehre bringt. Er liegt am Meere, dessen reine erfrischende Winde mit erweckendem Leben darüber hinfahren. Auf drei Seiten sieht man im Hintergrund Magnolien- und Cedernwald; vorn ist das blaue Meer. Der Platz ist niedrig, aber nicht sumpfig, und Canäle sind für das Fluß- and Meerwasser gegraben, so daß es heraufkommt und innerhalb des großen Begräbnißplatzes kleine Inseln und Halbinseln bildet. Schöne Gruppen von

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 351. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/369&oldid=- (Version vom 13.9.2022)