Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band.djvu/401

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

werden, besucht und sie ebenso sauber und freundlich gefunden, wie diejenigen, die den weißen Ackerbauern gehören.

Ich bin auch bei den Eltern meiner lieben Wirthin gewesen, einer Pflanzerfamilie nicht weit von hier, der Classe der guten Sklavenbesitzer angehörig, nicht reich genug, um ihre Sklaven zu emancipiren, aber zu gut, um sie nicht wohl zu versorgen und glücklich zu machen. Sie gehören zu den Vielen in diesen mittleren Sklavenstaaten, welche die Sklaverei so gerne aufgehoben sehen und weiße Arbeiter statt der schwarzen haben möchten, um ihren Mais und ihre Tabacksfelder zu bebauen.

In der Dämmerung sitze ich gern auf der Piazza unter den schönen Bäumen mit meiner lieben Wirthin und verlocke sie mir von ihrem reichen Leben im elterlichen Hause, von ihrer ersten Bekanntschaft mit ihrem jetzigen Mann, von der Freiwerbung und was dazu gehört, von ihrer Glückseligkeit als Gattin und Tochter zu erzählen — einen kleinen Roman, so rein und lieblich wie die Luft und die Blumendüfte, die uns in der stillen Abendstunde umgeben, während die Feuerfliegen in den dunkeln Schatten des Baumes umhertanzen. Die Liebe zu ihrem Vater war ihre erste Liebe; die Liebe zu ihrem guten Manne ist ihre zweite; und die dritte, zu dem Kind, das sie erwartet, erwacht jetzt, jedoch mit Angst und Zittern in ihrer jungen Brust.

An den Abenden sehe ich Gesellschaft zu Hause oder bin fort bei den Professoren. Die guten Herrn haben jetzt viel mit dem Examen und der Ausfertigung von Zeugnissen und Diplomen zu thun. Ein paar junge Studenten werden Abschiedsreden an den akademischen Senat halten, bevor sie diese Universität verlassen, wo sie jetzt ihre Studien mit Ehren vollendet haben, und ich bin eingeladen sie zu hören.

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 383. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/401&oldid=- (Version vom 4.12.2023)