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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

dastanden. Sodann sanken sie auf die Kniee und stimmten eine Hymne an, die also begann:

Himmlischer Vater, blick in Gnaden
auf die kleine Schaar herab,
die Dein Name hat versammelt.
Gib uns Deinen Geist u. s. w.

Nach dem Gesang und noch knieend küßten die Kinder alle einander. Der schöne symbolische Sinn, welchen das ganze Spiel enthielt, die Einfachheit und innige Lieblichkeit, womit es ausgeführt wurde, der Gedanke an den Unterschied zwischen dem Sinn dieses Spiels und der bittern Wirklichkeit für manche einsame Geschöpfe in der großen Gesellschaft auf Erden rührte mich tief. Ich konnte meine Thränen nicht zurückhalten. Auch Mrs. Silsbee war innig gerührt. Von diesem Augenblick an waren die Schäkerschwestern unsere Freundinnen und Schwestern und umfaßten uns mit der größten Herzlichkeit. Noch ein schönes, denkwürdiges Lied: „Sprich freundlich” wurde von den Kindern sehr gut gesungen und entwickelte in mehreren Versen die wohlthätige Wirkung des „sanften Wortes;” es ist dieß ein Lied, das alle Kinder lernen und alle Erwachsenen sich wohl ins Gedächtniß einprägen sollten. Es war mir unerwartet, die Kinder hier auch in der Grammatik, im Schreiben, Rechnen, Geographie und mehreren andern weltlichen Zweigen des Wissens wohl geübt zu sehen. Zur Aufmunterung und Belohnung für Fleiß und Wohlverhalten erhielten sie farbige Kärtchen mit gedruckten Denksprüchen oder Ermahnungen, worin es auch an dem einen und andern Sporn zu erlaubtem Ehrgeiz nicht fehlte.

Aus der Schule gingen wir in die Zimmer, wo die feinen Wollegewebe verfertigt wurden, wofür diese Schäkergesellschaft berühmt ist. Im einem Zimmer sahen wir eine Nähmaschine, die von selbst wollene

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 440. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/458&oldid=- (Version vom 8.12.2023)