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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

Gesellschaft der Riesen und dem phantastischen Spiel der Wolken mit ihnen, von den Gesängen und Tänzen der Bäche in den tiefen Thälern, von dieser ganzen kühnen und starken Natur, worin ich mich heimisch fühlte, wie in Schweden, in den herrlichen Flußthälern Dalekarliens oder Nordlands. Doch ist die Natur hier pittoresker, spielender und phantastischer, sie hat mehr heitere Aufzüge, und der Reichthum an Baumarten und schönem Laubwald in den Thälern ist außerordentlich; man geht oder fährt unaufhörlich zwischen den zierlichsten Hecken von Hasel- und Erlenstauden, von Sumach (einer sehr schönen, in America allgemeinen Buschpflanze), Zuckerahorn, gelben Birken, Fichten, Tannen und einer Menge anderer Bäume und Büsche, und überall singen und brausen silberhelle Bergströme durch die Thäler.

In gewissen Theilen dieser Gebirgsregion war es so kalt, daß ich manchmal ganz steife Finger bekam und nur mit Mühe die Feder führen konnte. Aber meine Seele und mein Leib befanden sich wohl, und Mrs. Silsbee ist eine ebenso frische und erfrischende Natur, wie die Natur hier mit ihren Höhen, ihren singenden Strömen, ihren wogenden Blumen und Gebüschen.

Eine Eigenheit in diesen sogenannten weißen Bergen sind die vielen riesigen Menschengesichterprofile, die an manchen Orten aus den Bergen hervorschauen, und zwar mit einer Bestimmtheit und Regelmäßigkeit, die wirklich in Erstaunen setzt. Sie haben mir viel Freude gemacht und ich habe mehrere von ihnen auf meinen Wanderungen abgezeichnet. Wir wohnen hier ganz nahe bei einem dieser Gesichter, das längst unter dem Namen „der Alte vom Berge” bekannt ist. Es hat nichts Edles in seinen Zügen, sondern gleicht einem alten Gesellen, der in schlechtem Humor und mit der Nachtmütze auf dem Kopf halb neugierig aus dem Berge auf die Welt herunterschaut. Tief unter dem

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 450. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/468&oldid=- (Version vom 8.12.2023)