Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band.djvu/483

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

nach den großen Städten oder nach dem großen Westen, um Handel zu treiben, Eisenbahnen zu bauen, Geld zu verdienen. In den östlichen Staaten finden sich viele einsame Frauenzimmer, denen es weder an Liebreiz, noch an Seelengaben fehlt, und die dennoch unverheirathet altern. Mehrere von ihnen habe ich den Wunsch nach einer freieren Thätigkeit, nach Gelegenheiten zu einem lebhafteren und allgemeiner nützlichen Leben aussprechen gehört. Alte Klagen über die Windstille und Schwere des Lebens, wie ich sie in Europa gehört habe, kehren hier wieder. Sie sollten hier in der jungen Welt nicht zum Vorschein kommen.

Mit Miß Sedgewick verbrachte ich einen unendlich angenehmen Tag und mit Hawthorne einen Abend unter allerlei Versuchen in ein Gespräch zu kommen. Aber war es nun seine oder meine Schuld, es wollte nicht gehen; ich mußte immer allein sprechen und es wurde mir zuletzt ganz unheimlich und wunderlich zu Muthe. Hawthorne war doch offenbar freundlich und wollte mir wohl, aber aus dem Gespräch wurde Nichts. Gleichwohl machte es mir Vergnügen, diesen schönen, bedeutenden, aber nicht vollkommen harmonischen Kopf zu sehen. Die Stirne ist groß und klar wie das Himmelsgewölbe, und schön kräuselt sich um sie her ein Wald von leichten, dunkelbraunen Locken; die schönen tiefen Augen blicken unter den feingewölbten Brauen hervor, wie die düstern, aber klaren Seen der Gegend aus dem dunkeln Schooße der Berge und Wälder. Die Nase ist fein und regelmäßig; das Lächeln des Mundes gleicht dem Lächeln der Sonne über den Sommerhain hinab; es kann auch einen bittern Zug haben. Der ganze obere Theil des Gesichtes ist classisch schön; der untere entspricht dagegen nicht recht und es fehlt ihm an einem bestimmten Character.

Unmittelbar vor Hawthorne’s Haus liegt einer der

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 465. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/483&oldid=- (Version vom 9.12.2023)