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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

er hatte sich geistig entwickelt; er selbst und seine Welt. Seine schönen Augen strahlten von selbstbewußter Kraft.

Wir fuhren, wie schon früher vor etwa zwei Jahren, den Hudson hinan; er saß still, wie gewöhnlich, neben mir, nachdem wir die ersten natürlichen Mittheilungen zwischen Freunden gewechselt hatten; auch ich fühlte kein Bedürfniß zu sprechen, denn – – wir verstanden ja einander.

Es war der schönste Nachmittag und Abend. Der Wind war lebhaft und frisch, obschon warm; die mehr als gewöhnlich aufgeregten Wogen tanzten und sangen um uns her, die Natur war voll von einem unruhigen, aber lieblichen Leben. Kein Nachtfrost hatte noch die grünen Höhen angehaucht. Des Herbstsommers zauberhafter Schleier begann sich auf sie zu legen. Der Mond stieg auf und vermischte seine Lichtwellen mit denen des Windes und des Wassers. Ich saß stilllauschend und wehmüthig da. Ich fühlte, daß die Abschiedsstunde nahe war.

Caroline Downing empfing uns wie das erste Mal. Auch sie fand ich verjüngt, verschönt. Ich selbst fühlte, daß ich an Seele und Leib gealtert hatte; aber ich hatte auch in diesen zwei Jahren mehr erlebt, als sonst in zehn, und Vieles davon, und Dinge, die mich am innigsten berühren, kann ich Dir erst mündlich mittheilen.

Ich freue mich sehr, die Entwicklung von Leben und Wirksamkeit zu sehen, die bei Downing vorgegangen ist. Sein äußerer Wirkungskreis steht jetzt in der höchsten Blüthe. Präsident Fillmore nimmt ihn für große Parkanlagen um das Capitol in Washington her in Anspruch, und es sind jetzt zwei junge Architekten aus England da, die unter Downings Leitung Pläne zu den Häusern machen sollen, mit deren Aufführung ihn Privatpersonen beauftragt haben, die in

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 500. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/518&oldid=- (Version vom 11.12.2023)