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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

aus Dänemark, Dein artiges Gesichtchen, Deine lieben blauen Augen am Ufer sehen dürfte!

Mein Herzchen, ich habe mich sehr gesehnt, vor meiner Abreise aus America noch einen Brief von Dir zu erhalten, welcher mir sagte, daß Du wieder sommerwarm geworden seiest; die beiden letzten waren so schrecklich kühl. Aber kein Sommerbrief ist gekommen und ich muß im Glauben und in der Hoffnung leben. Und in Liebe umfasse ich herzlich Mama und Dich.

 N. S.

Auf dem Meer, September 1851.

Es ist vorbei. Ich habe es auf immer verlassen, das große Land, die lieben theuren Freunde! Es mußte einmal geschehen und es ist geschehen; aber ich fühle mich noch wie betäubt davon. Gott sei Dank jedoch, daß der schwerste Augenblick vorüber ist. Und der Morgen, wo ich abreisen sollte – das war ein wunderlicher Morgen. Ich war beinahe in Verzweiflung über die Menge kleiner Geschäfte, die ich noch besorgen mußte, und über das Kopfweh, das ich daneben hatte. Aber auf einmal wich es und Alles nahm eine heiterere Gestalt an; oben auf meinem Zimmer saß der gute Marcus und versiegelte meine Billete eins ums andre, sobald ich sie geschrieben hatte, und nahm meine Aufträge an und sagte dazwischen hinein ruhig und beruhigend: „Zeit genug, wir haben keine Eile!” Und es kam mir beinahe wunderbar vor, wie die Stunden und die Zeit sich streckten. Alles kam in Ordnung, Alles wurde licht und leicht, so wunderbar ruhig und auch so lieblich; – es war der Einfluß des milden Geistes, der mir nahe war. Ich war zur rechten Zeit fertig; Alles war fertig. Ich umarmte meine theure Rebecca, küßte Jenny und Baby und fuhr ab, begleitet von Marcus und Eddy.

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 509. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/527&oldid=- (Version vom 11.12.2023)